Montessori im Alltag- hilf deinem Kind sich selbst zu helfen

Vor der Geburt meines Sohnes war mir die Montessori Pädagogik zwar ein Begriff, doch weiter hatte ich mich nicht damit beschäftigt. Das änderte sich jedoch schnell, denn ich merkte relativ früh wie gerne mein Sohn etwas selbstständig machen wollte, ohne mich dafür ständig in seiner Nähe zu brauchen. Und genau da setzt Montessori an. Ein bekannter Leitsatz von Maria Montessori ist: Hilf mir, mir selbst zu helfen (aus Sicht des Kindes). Die Bedeutung steht dafür, dass wir als Erwachsene die Umgebung so vorbereiten sollten, dass unsere Kinder möglichst alles im Alltag selbstständig machen können, ohne uns um Hilfe bitten zu müssen.

 

Montessori Zuhause - Die Vorbereitung

Ein Montessori inspiriertes Zuhause für unsere Kinder muss nicht teuer sein. Wir Eltern müssen einfach nur die Perspektive wechseln und uns in die Lage unserer Kinder versetzen, also alles mit Kinderaugen sehen. Wenn dein Kind zum Beispiel gerne in der Küche hilft und die Spülmaschine ausräumt sollten wir uns darüber freuen und es zulassen. Damit unser Kind da auch helfen kann, müssen wir die Umgebung (Spülmaschine) vorbereiten. Erstens: Sie sollte nicht zu heiß sein, sodass unser Kind sich verbrennen könnte. Zweitens: Gefährliche Gegenstände sollten vorher von uns eingeräumt werden, sodass keine Verletzungsgefahr besteht. Drittens: Vielleicht braucht unser Kind ein Tritthocker damit es größer ist und so besser an die Sachen herankommt? Viertens: Große und schwere Gegenstände bekommt unser Kind vielleicht nicht heraus, die können wir einräumen. Und fünftens: Unsere Küche so gestalten, dass unser Kind auch an diverse (nicht gefährliche) Küchenfächer herankommt, damit es zum Beispiel auch die Becher einräumen kann.

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Bilder auf Augenhöhe des Kindes

So oder so ähnlich solltest du bei deinen Überlegungen vorgehen, wenn du eine vorbereitete Umgebung schaffen möchtest. Diese Denkweise lässt sich für unser komplettes Zuhause anwenden. Nimm dir Zeit und gehe einmal mit Kinderaugen durch alle Räume. Nimm dazu auch mal die Höhe deines Kindes ein und gehe in die Hocke oder leg dich auf den Boden. Macht es Sinn ein Bild im Kinderzimmer in einer Höhe von 1,60cm aufzuhängen? Wohl eher nicht, denn dein Kind müsste dazu noch ordentlich wachsen, um das Kunstwerk auch wirklich betrachten zu können.

 

Einfache Gestaltungstipps für eine schnelle kostengünstige Umsetzung

Um dich zu inspirieren und dir einen kleinen Einblick in den Montessori Alltag zu geben, nehme ich dich mit in unseren Flur und in unser Bad. Vielleicht findest du dadurch ein paar Anregungen für dein persönliches Zuhause?

Unser Montessori Flur

Im Flur gibt es eine Garderobe auf Kinderhöhe, so wie ein Fach für jedes Kind mit Accessoires, die ich je nach Jahreszeit anpasse. Montessori steht auch für weniger ist mehr. Überfordere dein Kind nicht. Es reicht, wenn du ihm 2 Varianten zur Auswahl lässt. In unserem Schuhregal ist der unterste Boden für die Kinder. Hier stehen immer zwei Paar Schuhe für jedes Kind bereit. In einem Spiegel können sie sich im Gesamtbild betrachten und noch ihren letzten Check durchführen, bevor sie das Haus verlassen.

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Unser Montessori Bad

Wir haben das Glück ein Bidet zu haben, was wir als Kinderwaschbecken umfunktioniert haben. Wenn du diese Möglichkeit nicht hast, hilft deinem Kind vielleicht ein Tritthocker, um an das Waschbecken heranzukommen? Alternativ kannst du auch eine größere rutschfeste Schüssel zur Verfügung stellen, die nach dem Waschvorgang wieder ausgeleert werden kann. Auf unserem Kinderwaschbecken steht eine Pumpseife und sonst nichts. An kleinen Harken hängt für jedes Kind ein Handtuch griffbereit. Auch kleine Waschlappen (aus alten Mulltüchern geschnitten) sind immer da.

Im Unterschrank des Waschbeckens haben wir die Kinderschublade. Jedes Kind hat seinen eigenen Korb (in der Montessoriwelt wird, dass was zusammengehört, auch zusammen präsentiert). Entweder in Körben oder auf einem Tablett, sodass alles was man für die Aktivität braucht nicht erst suchen muss.

Die Körbe im Detail

 

Der Korb für den großen Bruder besteht aus: Einem Zahnputzset, einer Creme, einem Duschbad, einer Bürste und einer Fingernagelbürste.

Auch die Babyschwester hat einen ähnlichen Korb, nur in anderen Farben gehalten. Sie hat noch ein paar Haarspangen und Haargummis zur Auswahl.

Damit die Kinder sich auch im hier im Spiegel betrachten können, habe ich einen echten Spiegel an die Fliesen geschraubt. Wenn du das aber nicht magst oder kannst, sind Spiegelfliesen die man kleben kann eine gute Alternative.

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Monte-Eltern wickeln oft im Bad

Falls dein Kind noch Windeln trägt, empfiehlt es sich diese auch in der Nähe der Toilette aufzubewahren und das Kind dort zu wickeln. So lernt dein Kind unbewusst, dass die Toilette für “Pippi und Kacka” da ist. Ab einem gewissen Alter lassen die Kinder sich nicht mehr gerne im Liegen Wickeln, deshalb wird in der Montessori Pädagogik auch oft im Stehen gewickelt. Dein Kind sieht so auch besser was passiert. Tipp: Lass dein Kind auch hier mithelfen, indem es zum Beispiel die Feuchttücher oder die Windeln anreicht.

Die Kindertoilette

Wir haben einen Toilettensitz mit integriertem Sitz für Kinder. Mit einem Tritthocker kommt mein Sohn so ganz von alleine auf die Toilette. Es gibt aber auch einen Toilettensitz für Kinder, den man einfach nur auflegen kann. Falls du diesen nutzt, achte darauf, dass er immer griffbereit für dein Kind ist. Außerdem kannst du natürlich ganz klassisch auch den Toilettentopf nutzen (den man dann noch ausschütten und reinigen muss). Tipp: Falls dein Kind dazu neigt, zu viel Toilettenpapier zu nutzen, markiere ihm doch einfach eine Stelle, bis wohin es ziehen darf damit es zwei bis drei Toilettenpapierblätter abreißen kann. Und wenn dein Kind (so wie unser Sohn am Anfang) gerne feuchtes Toilettenpapier nutzen möchte, um sich den Popo selbstständig abzuwischen, dann gibt es in der Drogerie auch eine Variante die angeblich kompostierbar ist.

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Einladende Gestaltung

Wer kennt es nicht: Manchmal dauert es nun mal etwas länger auf der Toilette und damit dein Kind nicht die Geduld verliert, kannst du ihm in einem kleinen Korb ein paar Bücher präsentieren. Tipp: Falls dein Kind noch nicht lesen kann, sind Bilderbücher geeigneter.

Der Wäschekorb für die benutzen Waschlappen und Co. haben wir im Bad noch einen kleinen Wäschekorb an den beide Kinder drankommen.

Das war es auch schon mit meinem kleinen Einblick. Falls dein Kind nicht gleich von deinen Umsetzungen begeistert sein wird, habe Geduld! Manchmal muss die Pumpseife erst 100 Mal gedrückt werden, bevor das Kind verstanden hat, dass es kein Spielzeug ist, sondern zum sauber machen dient. Und wenn dein Kind so gar kein Interesse an etwas zeigt, was du vorbereitet hast, dann ist das auch völlig in Ordnung. Im Montessori Bereich wird jedes Kind so angenommen, wie es ist und wir sollten uns dem Kind und seinen Interessen anpassen. Wenn wir unsere Kinder nur lange genug beobachten, entdecken wir dadurch in welcher sensiblen Phase unser Kind sich gerade befindet und können dadurch viel besser in seinem Interesse, mit dem passenden Material (eine typische Bezeichnung in der Montessori Pädagogik für alles, womit das Kind spielt und arbeitet) unterstützen.

Ein letztes Beispiel dazu: Wenn dein Kind gerade laufen lernt bringt es nichts, wenn du ihm jetzt aber lieber die ersten Wörter beibringen möchtest. Gehe auf das Interesse ein und schaffe einen sicheren Ort an dem dein Kind die ersten Schritte üben kann.

Suchst du noch mehr Montessori Anregungen? Dann lade ich dich herzlich dazu ein, bei mir auf den Blog Villa-Kunterbunter vorbei zu schauen! 

Möchtest du wissen was hinter dem Projekt Gartenkinder steckt? Hier findest du alle Informationen… 

Das ist ein Gastartikel von Nadine Thommes

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